Im Mai hat das einst chinesische Onkologie-Unternehmen BeOne Medicines nicht nur seinen Namen von BeiGene geändert, sondern auch seinen Hauptsitz nach Basel in der Schweiz verlegt. „Innovation braucht talentierte Menschen. Deshalb haben wir uns entschieden, unseren europäischen Hauptsitz in Basel anzusiedeln“, erklärte Xiaobin Wu, Präsident und COO, zu dem Umzug. BeOne ist nicht allein. Über 800 Life-Sciences-Unternehmen haben in Basel ihren Standort, darunter Roche, Novartis und Johnson & Johnson. NBE Therapeutics, ein Unternehmen von Boehringer Ingelheim, eröffnete im März dort ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. Auch Regeneron, Moderna und Skyhawk Therapeutics haben in den letzten Jahren ihren Sitz in Basel bezogen. Von den 36 Unternehmen, die 2024 in der Region Basel neue Standorte eröffnet haben, sind 26 in der Life-Sciences-Branche tätig. Während andere europäische Länder mit finanziellen Anreizen amerikanische Wissenschaftler anlocken, zieht Basel bereits seit langem Unternehmen an – ohne solche Maßnahmen. „Schweiz tendiert dazu, keine einzelnen Anreize zu setzen“, sagte Christof Klöpper, CEO von Basel Area Business & Innovation. „Wenn man nur Geld gibt und hofft, dass jemand kommt, ist das meist keine langfristige Lösung. Wissenschaftler muss man mit guter Wissenschaft und einem guten Umfeld überzeugen – und beides haben wir.“ Die Schweiz, die nicht Mitglied der Europäischen Union ist, sei „fast ein langweiliges Land“ in Sachen Politik, so Klöpper. Doch genau diese Stabilität sei attraktiv, besonders in Zeiten wirtschaftlicher und regulatorischer Unruhen in anderen Ländern. „Wir können hier Stabilität bieten – und das schätzen Unternehmen sehr“, betonte er. Basel setzt stark auf Wissenschaft. „Es ist eine sehr wissenschaftsorientierte Stadt“, sagte Klöpper. „Ich habe noch nie eine Stadt erlebt, die so sehr auf Wissenschaft basiert. In der Schweiz, besonders in Basel, gibt es großes Vertrauen in solide und gute Wissenschaft.“ Basel ist zwar eine kleine Stadt mit knapp 600.000 Einwohnern, aber in der Life-Sciences-Branche arbeiten etwa 33.000 Menschen. „Wenn Sie in einer Bar sitzen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Ihr Nachbar aus der Life-Sciences-Branche kommt“, erklärte Klöpper. Das Schweizer Geschäfts- und Finanzumfeld, das Deloitte für seine stabile Politik, exzellente Infrastruktur, „lockere“ Regulierung und wettbewerbsfähige Steuern lobt, ist für die Branche sehr attraktiv. Die relativ zurückhaltende Regulierung der Schweiz ähnelt eher der der USA als der in Deutschland oder Frankreich – und das schätzen amerikanische Manager. „Hier gibt es einen relativ reibungslosen Prozess, um Unternehmen zu gründen“, sagte Klöpper. Diese Vorteile könnten Basel helfen, wenn globale Pharmaunternehmen nach neuen Standorten suchen. Da viele große Pharmakonzerne aufgrund von Handelskonflikten in den USA produzieren, könnte Basel mit seiner starken Infrastruktur für Forschung und Entwicklung punkten. Besonders attraktiv sind Programme wie BaseLaunch, ein Life-Sciences-Accelerator von Basel Area Business & Innovation, sowie zahlreiche andere Förderprogramme. Auch die starke akademische Präsenz ist ein Pluspunkt. „Basel beherbergt viele topbewertete englischsprachige Universitäten mit hervorragenden Absolventen in den Life Sciences, wie die Universität Basel“, so Klöpper. Der Talentpool ist groß: Basel hat eine lange Tradition in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, was seine Rolle als Life-Sciences-Hub gestärkt hat. Zudem liegt die Stadt an einer Grenzregion mit Vororten in der Schweiz, Deutschland und Frankreich, was die Rekrutierung von Fachkräften aus Nachbarländern erleichtert. In den letzten Jahren wurden dort neue Forschungszentren wie das Roche Institute for Human Biology und das neue Botnar Institute of Immune Engineering eröffnet – ein Milliarden-Forschungszentrum, das von der Schweizer Stiftung Fondation Botnar finanziert wird, um die Kindergesundheit voranzubringen. Während andere Life-Sciences-Standorte in der EU und im UK mit finanziellen Anreizen um Talente werben und US-Städte wie Raleigh von politischen Trends wie der Rückverlagerung der Produktion profitieren, bleibt Basels stabile Präsenz sein größter Vorteil. „Früher wünschten sich die Unternehmen schnellere politische Entscheidungen“, sagte Klöpper. „Jetzt sind sie froh über die stabile und verlässliche Politik.“