Die Investitionen in die Arzneimittelherstellung in den USA steigen rasant. Pharmakonzerne weltweit kündigen große, mehrjährige Projekte zur Errichtung und Erweiterung von Produktionsstätten im Land an. Mehrere Marktfaktoren machen die USA zu einem attraktiven Standort für die Herstellung von Markenmedikamenten. Die drohende Einführung hoher US-Zölle auf Pharmaprodukte bleibt ein wichtiger Antrieb für Unternehmen aus aller Welt. Zuletzt kündigte Präsident Donald Trump an, dass Zölle von bis zu 200% auf Arzneimittel „sehr bald“ eingeführt werden könnten. Weitere Branchenveränderungen, wie das wachsende GLP-1-Marktsegment und der Bedarf an Fachkräften in der techniklastigen Pharmaproduktion, begünstigen ebenfalls die USA. Im Zuge des Investitionsbooms fließen Milliarden in Produktionszentren wie Raleigh, North Carolina, und schaffen tausende Arbeitsplätze für Ingenieure, Forschungs- und Entwicklungspersonal sowie Betriebsleiter. AstraZeneca ist mit einem 50-Milliarden-Dollar-Investitionsplan in die USA eingestiegen. Das Unternehmen plant den Ausbau von Produktions- und Forschungsstätten im ganzen Land. CEO Pascal Soroit bestätigte, dass Zölle eine Rolle bei der Entscheidung spielten, betonte aber auch, dass Europa als Produktionsstandort an Bedeutung verliert, da es sich auf soziale Leistungen und Kostensenkung konzentriert. AstraZeneca plant unter anderem eine 4-Milliarden-Dollar-Produktionsanlage in Virginia, die größte Einzelinvestition des Unternehmens weltweit. Insgesamt sollen die 50 Milliarden Dollar in verschiedene Projekte fließen, darunter eine Forschungsausweitung in Maryland, eine kontinuierliche Produktionserweiterung in Indiana, eine moderne Zelltherapie-Fabrik in Texas und ein hochmodernes Forschungszentrum in Massachusetts. Der US-Markt spielt eine zentrale Rolle in den Plänen von AstraZeneca. Bis 2030 will das Unternehmen seinen Umsatz von derzeit 54 Milliarden auf über 80 Milliarden Dollar steigern, wobei die Hälfte davon aus den USA stammen soll. Biogen erweitert seine Produktionskapazitäten in North Carolina. Das Unternehmen investiert 2 Milliarden Dollar in zwei Standorte im Forschungsdreieck des Bundesstaates. Die Mittel sollen die Produktion von verschiedenen Therapien, darunter Antisense-Oligonukleotiden, ausbauen und die Prozesse durch Automatisierung und KI modernisieren. Biogen versucht, sich von dem Debakel um das Alzheimer-Medikament Aduhelm zu erholen, das 2021 zwar zugelassen, aber später wegen Kosten und Wirksamkeitsproblemen vom Markt genommen wurde. Das ebenfalls gegen Alzheimer eingesetzte Leqembi zeigt hingegen steigende Verkaufszahlen. Biogen hat seit 2023 Kosten gespart und erwartet in diesem Jahr einen Umsatzrückgang. Langfristig setzt das Unternehmen auf neue Therapien, etwa gegen Dravet-Syndrom, eine seltene Epilepsieform. Thermo Fisher Scientific baut seine Produktionskapazitäten aus, unterstützt durch eine Partnerschaft mit Sanofi. Das Unternehmen übernimmt eine sterile Abfüllanlage des französischen Pharmakonzerns für einen nicht genannten Betrag. Thermo Fisher, ein wichtiger Lieferant von klinischen Dienstleistungen und Geräten, verzeichnete zuletzt höhere Gewinne als erwartet. Die neue Anlage soll die US-Produktionsfähigkeiten stärken. Die Übernahme ist Teil einer vierjährigen, 2-Milliarden-Dollar-Investition, die Thermo Fisher im April angekündigt hat.